Welches Alter ist zum Gitarrelernen am besten geeignet?

Für's Gitarre lernen schon zu alt? Unsinn. Jeder kann Gitarre lernen unabhängig von Alter und Vorbildung. Dennoch gibt es Unterschiede und einige Dinge, die man bedenken sollte. Dieser Artikel erklärt Zusammenhänge, die beim Gitarre lernen und beim Instrument lernen allgemein wichtig sind.

Häufig bekomme ich E-Mails von Erwachsenen, die sehr gern Gitarre spielen möchten, aber glauben, dass man eigentlich nur als Kind ein Instrument erlernen kann. Frei nach dem Motto: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr." Der Volksmund hat die landläufige Meinung in dieser Frage geprägt. Der relativ geringe Anteil von erwachsenen Schülern an Musikschulen bestätigt das. Und dies verstärkt die Unsicherheit bei Erwachsenen, wenn sie mit dem Gedanken spielen, den lang gehegten Wunsch des Gitarrespielens anzugehen. Sie fürchten schlimmstenfalls zu hören: "Sie sind schon zu alt, das macht keinen Sinn mehr." Ist diese Befürchtung begründet?

Ein klares Nein. Gitarre zu lernen macht in jedem Alter Sinn, ab dem ersten Ton. Was aber wahrscheinlich für einen Erwachsenen keinen Sinn macht, ist eine Ausbildung, die vom ersten Ton an zum Hochleistungsmusiker führen soll. Doch das wird kein Erwachsener ernsthaft wollen und diese Art des Musiklernens wird ja auch immer weniger angeboten. Doch viele Erwachsene erinnern sich an ihre Kindheit, in der es noch jede Menge staatlicher Förderung für die musikalische Bildung gab und demzufolge auch ein System des "Züchtens und Siebens", zu dem Erwachsenen der Zutritt verständlicherweise verwehrt wurde.

Die Lern- und Gehinrforschung hat nachgewiesen, dass das Gehirn in jedem Lebensabschnitt gleichermaßen lernen kann. Kinder lernen möglicherweise schneller. Aber dafür müssen sie vieles neu lernen, was Ältere schon können oder in Beziehung zu bereits erworbenem Wissen setzen können. Ein Kindergartenkind beispielweise ist im Gitarrenunterricht auf extreme Weise gefordert: Alphabet, Noten, Rhythmus zählen, Finger einzeln bewegen, Bewegungen synchronisieren, mehrstimmig denken usw. - das alles ist Neuland. Und weil die Gitarre in technischer Hinsicht recht anspruchsvoll ist, würde ich von der Gitarre im Vorschulalter in der Regel sogar abraten und eher Flöte oder Klavier empfehlen. Mit anderen Worten: Für die Gitarre ist es nie zu spät, im Vorschulalter aber wahrscheinlich noch zu früh.

Vorteile für Jugendliche und Erwachsene beim Lernen

Es ist sicher von Vorteil, wenn man in seiner Kindheit irgendein Instrument gelernt hat, denn ein Großteil der Abläufe im Kopf ist bei allen Instrumenten gleich. Aber auch einen Rentner ohne jegliche musikalische Ausbildung würde ich zu der Entscheidung beglückwünschen mit dem Gitarrelernen anzufangen. Entscheidend für den Erfolg ist in jedem Alter die Energie, die man für die Sache aufbringt. Und die Energie wird von der Freude und vom Erfolg gespeist. Zusätzlich ist sie von äußeren Bedingungen abhängig, allen voran die verfügbare Zeit. Hier haben nicht (mehr) berufstätige Menschen sogar einen Vorteil. Sie können ihre beste Zeit des Tages mit dem Gitarrespielen verbringen und sich durchaus einrichten, täglich zu üben. Die gefürchteten Nachteile des Alters, wie z.B. Einschränkungen in der Motorik, beim Gehör, dem Gedächtnis usw. sind demgegenüber vernachlässigbar klein.

Ein weiterer Vorteil der Erwachsenen gegenüber den Kindern ist die ausgeprägtere Motivation. Meist tragen sich Erwachsene schon lange Zeit mit dem Wunsch Gitarre spielen zu können, haben vielleicht auch noch eine alte Gitarre herumstehen, haben Freunde, die sie um deren Gitarrenspiel beneiden oder sind vom Gitarrenklang besonders berührt. Das sind ganz andere Ausgangsbedinungen als bei einem Kind, das im ungünstigsten Falle Gitarre lernt, weil es seine Eltern so wollen oder ihre eigene Lust auf die Gitarre auf das Kind projizieren. Auch Kinder können sich in die Gitarre verlieben und sehr eifrig bei der Sache sein. Aber Kinder sind einer Vielzahl verlockender Angebote ausgesetzt, Kinder entwickeln erst nach und nach ein Gespür für das, was sie wirklich wollen und für das, was sie gut können. Die Gitarre kann hier genauso wie eine Sportart oder ein Computerspiel schnell wieder uninteressant werden, weil das Kind eine neue Entdeckung gemacht hat. Da sind Erwachsene abgeklärter und wenn sie das Projekt "Gitarre lernen" dann wirklich angehen, gibt die Motivation einen wunderbaren Startschwung, den jeder Gitarrenlehrer und jedes Gitarrenlehrbuch unbedingt ausnutzen sollte.

Wo wir gerade bei der Motivation sind: Es gibt durchaus altersspezifische Motivationen Gitarre zu lernen, bzw. ausgerechnet Gitarre zu lernen. Da ist der rebellierende Teenager, der eine Punk- oder Metalband gründen will, oder das Mädchen, das ihre tausend Gefühle in Liedern verarbeitet und sich beim Singen begleiten will. Da ist ein Mann im mittleren Alter, der im Musikmachen ein Gegengewicht zum furztrockenen Büroalltag sucht, oder eine Mutter, die ihrem Kind Schlaflieder zur Gitarre singen möchte. Die Gitarre steht für so vieles: Romantik am Lagerfeuer, Trance im Endlos-E-Gitarren-Solo, die Kraft eines Metal-Riffs, die Botschaft des klampfenden Liedermachers, das fein gesponnene klassische Gitarrenstück. Kein anderes Instrument symbolisiert so gut die Unterhaltungsmusik , in der Tanz und Klang beim Spielen verschmelzen.

Gitarre autodidaktisch lernen oder mit Lehrer?

Abschließend wäre die Frage zu stellen, ob die Entscheidung "Gitarrenunterricht mit Lehrer vs. Autodidaktisches Lernen" altersabhängig ausfällt. Hier würde ich ähnlich wie oben argumentieren: Im Kindesalter bis ca. 12 Jahre würde ich aus mehreren Gründen von einem autodidaktischen Versuch abraten. Kinder sind beim Lernen von interagierenden Bezugspersonen abhängig. Abstraktionen aus Quellen fallen schwer. Eigenschaften wie Sorgfalt und Geduld sind einfach noch nicht stark genug entwickelt. Sobald das Kind in der Schule das selbständige Arbeiten gelernt hat - und das würde ich an der Mittelstufe ungefähr festmachen - , ist es der Versuch wert, die ersten Schritte des Gitarrelernens selbst zu gehen.
Bei Jugendlichen und Erwachsenen sehe ich keine Probleme mehr, vorausgesetzt, man hat zusammenhängendes und vor allem praktisch orientiertes Lehrmaterial, das unter Berücksichtigung autodidaktischen Lernens entwickelt wurde.
Damit sind wir auch wieder beim Ausgangspunkt unserer Frage angekommen. Wir haben festgestellt, dass an Musikschulen viel mehr "Hänschen" als "Hänse" lernen. Zu der Unsicherheit der Erwachsenen über das eigene Leistungsvermögen kommt ja noch hinzu, dass die Verbindlichkeit regelmäßiger Unterrichtstermine und fristgemäßer Aufgaben oft nicht in den Erwachsenenalltag integrierbar ist und daher eher abschreckt. Autodidaktisches Lernen bietet den Erwachsenen über die Kostenersparnis hinaus also einige Vorteile: kein Leistungsdruck, freie Zeiteinteilung, freie Wahl der Inhalte und Richtungen. Wer also als Erwachsener noch zögert, weil er glaubt, dass Gitarrelernen nur als Kind und nur an einer Musikschule möglich ist, der starte doch einfach mit einem einzigen Klick unseren kostenlosen Online-Gitarren-Lernkurs und wir hoffen, ihn vom Gegenteil überzeugen zu können.

Mit gitarristischen Grüßen

 

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